Farben sind nicht objektiv
… deshalb ist ein Streit über die richtige Farbe sinnlos. Mit einem Beispiel will ich das belegen.


Der Farbenkünstler Friedrich Ernst von Garnier hatte für den Hersteller Klingenberg das Programm VIVA mit 48 glasierten und 16 unglasierten Fliesen in RAL-fernen Farben vorgelegt. Damit wurden u.a. U-Bahnhöfe in Berlin, Frankfurt-Main und in NRW ausgestattet. Die Gestaltung war überall einzigartig und atemberaubend.
Für den Prospekt traf ich mich in einer führenden Frankfurter Lithoanstalt mit Kunde, Garnier und Drucker. Im Lichtkasten hing ein riesiges Poster mit gerasterten Farbquadraten in kaum wahrnehmbarer Abstufung. Für jede Fliesenfarbe musste das passende Raster gefunden werden. In keinem Fall wurde man sich einig. Deshalb ging der Auftrag an den Lithofachmann, die Zuordnung vorzunehmen. Er bat uns, ein „sauberes“ hellgraues Muster zu schicken, auf das er alle Farben adressieren würde.
Wohlbemerkt. Die Diskussion fand vor einem Lichtkasten mit Normlicht statt. Heute wird sowas oft am Bildschirm ohne Kalibrierung versucht. Überflüssig zu sagen, dass jeder Bildschirm was anderes zeigt. Man muss ja nur zu Media-Markt gehen.
Ich habe mit dem Fliesenbeispiel gelernt, dass man Profis und Profibedingungen beim Farbenstreit braucht. Jeder sieht eine Farbe anders.
Diese Geschichte habe ich neulich beim Besuch der BUGA in Heilbronn einem Hersteller von Betonwerkstein erzählt, der sich mit seinem Grafiker und dem Drucker wegen eines Kalenders mit Mustern in die Wolle gekriegt hatte. Ich denke, beim nächsten Kalender wird es keinen Streit geben.